Dienstag, 15. November 2011

St Antony's Catholic Church

Unser erster Tagesbesuch brachte uns an den Stadtrand von London, nach „Forest Gate“. Schon beim Weg von der U-Bahn-Station zur Kirche haben wir bemerkt, dass wir uns in einem sehr multikulturellen Gebiet befinden. In den Straßen begegneten wir sehr vielen Ausländern (vor allem Asien und Afrika; viele Muslime) und auch die Läden in den Straßen haben eher an den Nahen oder Fernen Osten als an London erinnert.


Der Priester der katholischen Gemeinde St. Antony’s, Denis Hall, bestätigte diesen Eindruck. Seine Pfarre mit 5.000 Einwohnern (im Dekanat wohnen in 8 Pfarren ca. 20.000 Menschen) befindet sich in einem sozial schwierigen Gebiet, das auch durch Bandenkriminalität etc. gekennzeichnet ist (erst gestern wurde ein Gemeindemitglied angeschossen und liegt an künstliche Versorgung angeschlossen im Krankenhaus). Beeindruckend sind die zahlreichen Nationalitäten, die sich in dieser Kirche versammeln: Die Gemeindemitglieder kommen aus über 100 Nationen und schaffen damit Weltkirche an einem Ort.
Diese Internationalität (vor allem Afrika und Asien) zeigt sich in der Spiritualität (viele beten auf Knien rutschend den Rosenkranz und andere Gebete, zahlreiche Kerzen, …) und findet in der Liturgie ihren Niederschlag: So werden Messen in fast allen Heimatsprachen und auch Heimatriten (Indien) abgehalten. Insgesamt 2.000 Menschen kommen jeden Sonntag in die St. Anthony’s Kirche. Einige Gottesdienstbesucher kommen aus den umliegenden Pfarren, aus dieser Pfarre gehen im Gegenzug einige in die Nachbarpfarren - jedoch ohne Neiddebatten. Es gilt das Motto: Die Menschen sollen in die Kirche gehen, wo ist sekundär.

Direkt neben der Pfarre (einem ehemaligen Franziskanerkloster) befindet sich eine Schule für 1.400 Jungen, in der Nähe eine Schule der Ursulinen für 1.400 Mädchen. Außerdem gibt es eine Parish-Primary School mit 450 Kindern.
Die Sakramentenvorbereitung (die vor allem durch die betagte Ursulinen-Schwester Aidan Rafferty übernommen wird) ist eng an den Schulbetrieb angeknüpft.
- Dritte Klasse Volksschule: Erstkommunion
- Siebte/Achte Klasse: Firmvorbereitung
Interessant bei allen Vorbereitungen für die Sakramente ist die starke Einbeziehung der Eltern. Sie müssen vor der Firmvorbereitung eine Art Zulassungs-Gespräch mit dem Pfarrer führen und dabei um die Spendung des Sakramentes ansuchen. Wie bei der Firmung und der Erstkommunion wird auch bei der Taufe von den Eltern eine religiöse Beteiligung am Pfarrleben (regelmäßig Sonntagsbesuch) erwartet. Sollten die Kinder bzw. deren Eltern die Voraussetzungen nicht erreichen, wird dem Kind bzw. den Eltern höflich mitgeteilt, dass sie noch ein Jahr warten sollten. Die konkrete Vorbereitung erfolgt in regelmäßigen Einheiten, zu denen auch themenspezifisch Gäste (Ordensbruder, -schwester, Ehepaar, …) eingeladen werden. Die Firmung wird alle drei Jahre durch den Bischof vor Ort gespendet, in den anderen beiden Jahren spendet der Pfarrer selbst die Firmung.


Für alle, die zur Katholischen Kirche konvertieren wollen, aber schon in einer anderen Glaubensgemeinschaft die Taufe gültig empfangen haben, gibt es einen 25-wöchigen Vorbereitungskurs, in dem die Themen „Warum konvertieren?“, „Was bedeutet es Katholisch zu sein?“ beantwortet werden müssen. Zusätzlich erhalten die Bewerber Katechismusunterricht.
Das Beichtsakrament wird in der Pfarre sehr gerne in Anspruch genommen. Viele nutzen diese Gelegenheit auch zu einem persönlichen Gespräch über Glaubens- und Moralfragen. Generell sieht Pfarrer Hall in dieser schwierigen Gegend ein großes Bedürfnis nach Orientierung und Leitlinien für ein gelungenes Leben.
Das Sakrament der Eucharistie wird bei allen Messen allen Katholik/innen in beiderlei Gestalten gereicht. Auch eucharistische Anbetung wird einmal pro Woche angeboten.

Pfarrer Hall berichtete uns auch von einigen Jugendprojekten im Gebiet seiner Pfarre. So gibt es seit 15 Jahren das Projekt „Telco“(The East London Communities Organisation), das wohltägige Arbeiten unterstützt und sich der sozialen Probleme in der Region (housing, education, …) annimmt. Zur Vorbereitung der Olympischen Spiele 2012 gibt es in diesem Gebiet zusätzliche Arbeitsplätze. Telco konnte hier einen garantierten Mindestlohn von £ 8/Stunde für die Beschäftigten erwirken. Weitere Infos: http://www.citizensuk.org


Bei unserem Gespräch mit Pfarrer Hall hat uns dieser auch von der positiven Resonanz des Papst-Besuches im Herbst letzten Jahres erzählt. Vor allem die Rede im House of Parliament und in der Westminster Abbey, aber auch seine Reden zur Neuevangelisierung und seine Gespräche mit Vertretern anderer Religionen seien von allen Seiten gewürdigt worden und hätten neue Impulse aufgezeigt.

Einige Facts zum Abschluss:
- die Diözese Brentwood hat 90 Priester in 60 Pfarren; Durchschnittsalter: über 60 Jahre; Mangel an Berufungen - sowohl bei Priestern als auch bei Ordensgemeinschaften
- St. Anthony’s hat jährlich 160 Taufen und nur 40 Hochzeiten (20 davon heiraten in anderen Pfarren).
- aus der anliegenden Schule sind in den letzten Jahren 4 Seminaristen gekommen

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